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Damage Control bei der Versorgung von Knochenbrüchen schwerverletzter Patienten – Ergebnisse einer aktuellen Studie
Knochenbrüche des Oberschenkels sind häufig bei schwerverletzten Patienten. Damage control ist eine Strategie zur Versorgung von Knochenbrüchen bei Schwerverletzten mit dem Ziel, spätere Schäden zu minimieren und die Überlebenschance des Patienten zu maximieren. Dabei wird bei relevanten Brüchen auf die sofortige, endgültige Knochenbruchfixierung mittels aufwändigen Platten- oder Nagelverfahren verzichtet und stattdessen eine vorübergehende Fixierung mittels eines äußeren Stab-Stangensystems durchgeführt. Durch den kleineren Eingriff und die kürzere Operationszeit soll die zusätzliche körperliche Belastung durch den Eingriff selber möglichst gering gehalten werden. Erst nach körperlicher Stabilisierung des Patienten auf der Intensivstation kann dann einige Tage später die endgültige Knochenbruchfixierung vorgenommen werden.
Die Versorgungsstrategie solcher Knochenbrüche beim Schwerverletzten Patienten ist nach wie vor umstritten. Die Realität der unterschiedlichen Versorgung dieser Patienten spiegelt sich auch im Traumaregister der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie wider. Es wird im deutschsprachigen Raum bisher keine allgemeingültige Versorgungsstrategie praktiziert.
Eine neue, von der Deutschen Forschungsgemeinschaft unterstützte, multizentrische, randomisierte Studie untersuchte das damage control Konzept an einer definierten Gruppe kritisch verletzter Patienten mit einem Oberschenkelbruch.
Meine Koautoren und ich konnten zeigen, dass die Ergebnisse der Studie genau die Ambivalenz in der Literatur reflektierten (http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/26809247)*. Es konnte kein Vorteil für ein damage control Konzept wissenschaftlich bewiesen werden. Weitere Studien werden helfen diese klinisch relevante Fragestellung zu beantworten.
*Rixen D, Steinhausen E, Sauerland S, Lefering R, Maegele MG, Bouillon B, Grass G, Neugebauer EAM, Damage Control Study Group. Randomized, controlled, two-arm, interventional, multicenter study on risk-adapted damage control oorthopedic surgery of femur shaft fractures in multiple-trauma patients. Trials 17:47-55, 2016